Eine Geschichte zum Nachdenken – Montagsimpuls #5

Montag, 14.08.2023- Zeit für einen neuen Montagsimpuls 😊

Der alte Mann und das Pferd

Es war einmal ein alter Mann, der in einem Dorf wohnte. Dieser Mann war sehr arm, aber er besaß ein Pferd, das so exquisit war, dass selbst Könige es ihm abkaufen wollten- zu jedem Preis. Doch der Mann lehnte immer wieder ab.

Eines Morgens stellte er jedoch fest, dass das Pferd verschwunden war. Alle Menschen aus dem Dorf kamen zu ihm, um ihr Mitgefühl auszudrücken.

Sie sagten: „Oh, was für ein Unglück! Was hättest du für ein Vermögen mit diesem Pferd verdienen können und man hat dir dafür so viel geboten! Aber du warst ja leider zu dickköpfig und zu dumm. Jetzt ist das Pferd weg. „

Aber der alte Mann lachte nur und sagte: “ Ach, redet doch keinen Unsinn:  Alles, was man darüber sagen kann ist, dass das Pferd jetzt nicht mehr in seinem Stall ist.  Lasst also die Zukunft kommen dann wird man sehen was ist.“

Und dann, nach wenigen Tagen kehrte das Pferd plötzlich zurück in seinen Stall. Und nicht nur das, es brachte eine ganze Herde wilder Pferde aus dem Wald mit.  Und wieder versammelte sich das ganze Dorf und sie sagten: „Unglaublich, der alte Mann hatte Recht. Sein Pferd ist tatsächlich zurückgekommen und es hat auch noch ein dutzend großartiger Pferde mitgebracht. Jetzt kann er so viel Geld verdienen, wie er will.“  Und sie gingen zu dem alten Mann und sagten: „Oh es tut uns leid- wir konnten das ja nicht voraussehen und die Wege Gottes verstehen, aber du bist unglaublich. Du hast es wohl geahnt. Vielleicht kannst du sogar die Zukunft voraussehen.“

„So ein Quatsch.“ , sagte der alte Mann. „Ich weiß nur, eins: Nämlich, dass das Pferd mit einer ganzen Herde Pferde zurückgekommen ist und was morgen geschehen wird, das wird man sehen.“

Und schon ein paar Tage später geschah es, dass der einzige Sohn des Mannes, der die neuen Pferde zureiten wollte, dabei vom Pferd fiel. Er brach sich dabei seine Beine so schwer, dass er fortan wohl nicht mehr würde richtig laufen können. Die Menschen kamen wieder zu dem alten Mann und sagten: „Du hast recht gehabt- man weiß nie.  Die Sache mit den Pferden hat sich als Fluch erwiesen. Da wäre es besser gewesen die Pferde wären gar nicht erst gekommen. Nun wird dein Sohn sein Leben lang verkrüppelt sein.“

Aber der alte Mann sagte wieder nur: „Nicht so voreilig. Wartet ab! Man wird sehen was geschieht. Man kann nur eines darüber sagen nämlich, dass mein Sohn sich beide Beine gebrochen hat. Das ist alles.“

Einige Wochen später ergab es sich, dass in dem Land ein Krieg ausbrach und all die jungen Männer des Dorfes von der Regierung zwangsweise eingezogen wurden. Nur der Sohn des alten Mannes durfte zu Hause bleiben, weil er für den Krieg untauglich war.

Und wieder versammelten sich alle Menschen des Dorfes und klagten: „Unsere Söhne sind fort und du hast wenigstens noch deinen Sohn. Er mag zwar seine Beine gebrochen haben, aber er ist bei dir. Unsere Söhne sind fort und der Feind ist vielleicht viel mächtiger. Wahrscheinlich werden sie alle sterben. Jetzt werden wir niemanden haben, der sich im Alter um uns kümmert. Aber du hast noch deinen Sohn. Er wird bestimmt wieder gesund.“

Doch der alte Mann sagte wieder nur: „Man kann darüber nur eins sagen: Eure Söhne wurden eingezogen. Mein Sohn ist hiergeblieben. Daraus folgt jedoch gar nichts.“

Verfasser unbekannt

Der alte Mann und das Pferd ist eine der bekanntesten Parabeln aus der chinesischen Literatur. Ich mag die Geschichte sehr gerne, da sie zeigt, wie schnell sich das Blatt wenden kann und wie schnell wir dazu neigen etwas zu bewerten und zu beurteilen.  Wenn wir jedoch lernen Dinge erstmal als gegeben hinzunehmen könnte das Leben mit Sicherheit oftmals viel leichter und gelassener sein.

Mir hat diese Geschichte schon oft geholfen Situationen anzunehmen, ohne sie zu bewerten.

In manchen Situationen sitze ich dann da und sage mir selbst innerlich: „Wer weiß wofür das jetzt gut ist.“ Das hilft mir Abstand zu einer scheinbar bescheidenen Lage zu schaffen. Einfach nur wahrnehmen, ohne es zu bewerten oder zu urteilen.

Ich behaupte nicht, dass es einfach ist- das ist es gewiss nicht. Denn ich erwische mich selbst oft genug dabei, wie ich bestimmte Situationen bewerte. Aber ab dem Moment, indem ich mir darüber bewusst werde zu bewerten und zu urteilen, rufe ich mir die Geschichte vom alten Mann und dem Pferd ins Gedächtnis. Dann nehme ganz bewusst einige Atemzüge, halte inne und nehme die Situation einfach als gegeben wahr.

Und zum Schluss teile ich wie immer noch einen Gute- Laune Song mit dir.

Jasper – Der HDL Song

Quelle: Reiki- Institut Hamburg

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