Buchempfehlung: Fabian- Die Geschichte eines Moralisten von Erich Kästner

Eine Frau mit langen Haaren sitzt vor einem Bücherregal im Lotussitz auf einem Meditationskissen und hält das Buch: Fabian- Die Geschichte eines Moralisten in der Hand. Auf ihrem Schoß liegt ein schwarz- weißer Kater.
Fertig gelesen: Fabian- Die Geschichte eines Moralisten

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„Man muss mehrere Vorbilder haben, um nicht eine Parodie eines einzelnen zu werden.“

Erich Kästner

Neue Sachlichkeit

In seinem 1931 herausgebrachten Roman „Fabian – Die Geschichte eines Moralisten“ verzerrt Erich Kästner die Zustände in Deutschland, vor allem in Berlin, zur Zeit der Weimarer Republik. In seinem Vorwort schreibt Kästner: „…Das vorliegende Buch, das großstädtische Zustände von damals schildert, ist kein Poesie- und Fotografiealbum, sondern eine Satire. Es beschreibt nicht, was war, sondern es übertreibt…“ *2

Die Handlung spielt Ende der 1920`er Jahre und lässt sich der Epoche der Neuen Sachlichkeit zuordnen. Kästner stellt in seinem Roman die wirtschaftlichen, politischen, sogar sexuellen Zustände der ausgehenden Weimarer Republik dar. Er benutzt eine einfache, leicht verständliche Sprache, damit die Lesenden direkt verstehen, worum es geht. Ziel der Neuen Sachlichkeit ist es, so viele Schichten wie möglich anzusprechen und sie auf die gesellschaftlichen Missstände aufmerksam zu machen.

Handlung

Der Protagonist Dr. phil. Jakob Fabian wird den Lesenden als 32- jähriger Germanist vorgestellt, der im Nachkriegs- Berlin Ende der 1920`er lebt. Fabian selbst möchte ein besserer Mensch werden und hofft, dass auch seine Mitmenschen zunehmend auf moralische Werte achten.

„Ich möchte helfen, die Menschen anständig und vernünftig zu machen. Vorläufig bin ich damit beschäftigt, sie auf ihre diesbezügliche Eignung hin zu betrachten.“ *3

Zu Beginn des Romans arbeitet Dr. Jakob Fabian als Werbetexter in einer Zigarettenfirma. Im Verlauf des Romas wird er jedoch entlassen und ist fortan stellungslos.

Geld bedeutet ihm nichts und Macht steht er kritisch gegenüber. „Macht und Geldgier sind Geschwister, aber mit mir sind sie nicht verwandt.“ *4

Zufällig stolpert Fabian in das bunte Berliner Nachtleben hinein. Bordelle, Künstlertreffs und Kneipen werden zu seinen Aufenthaltsorten. Hier wird er mit Sucht nach Genuss ebenso konfrontiert wie mit der Verlogenheit der Menschen. Und obwohl es zu Beginn des Romans noch seinem Wunsch entspricht die Menschen anständig und vernünftig machen zu wollen, scheitert er an der zunehmenden Ignoranz und Naivität der Menschheit. Er findet sich in keiner sozialen Schicht und in keinem Beruf zurecht. „Wo ist das System, in dem ich funktionieren kann?“ *5

Während seiner nächtlichen Streifzüge mit seinem Freund Stephan Labude lernt er Cornelia Battenberg kennen. Es entwickelt sich eine Liebesbeziehung, die jedoch nur von kurzer Dauer ist. Denn Cornelia hat den Wunsch Schauspielerin zu werden und schläft mit einem Filmdirektor. Vergebens hofft sie auf Fabians Verständnis.

Kurze Zeit später muss Fabian verarbeiten, dass Labude sich das Leben nimmt. In seinem Abschiedsbrief erklärt er, dass seine Habilitationsarbeit abgelehnt wurde. Das berufliche Scheitern und das Ende seiner Beziehung zu Leda seien zu viel für ihn.

Nach Labudes Tod stellt sich jedoch heraus, dass es sich in Wirklichkeit um eine ausgezeichnete Arbeit handelt und der Assistent, der Labude das Ergebnis mitgeteilt hat sich einen bösen Scherz erlaubte.

Anschließend verlässt Fabian Berlin und kehrt in seine Heimatstadt Dresden zurück. Die Stelle, die er bei der „Tagespost“ bekommen könnte lehnt er ab, weil er nicht zu Kreuze kriechen will. Stattdessen plant er mit dem Geld, das Labude ihm hinterlassen hat, ins Erzgebirge zu fahren, um vielleicht dort oben so etwas ähnliches wie ein Mann zu werden.

Am Ende ertrinkt Fabian, beim Versuch einen Jungen aus einem Fluss zu retten.

Warum ich das Buch empfehlen kann:

„Diese Geschichte […] liest sich als große deutsche Gesellschaftssatire heute noch so traurig und schön wie zu ihrem Erscheinen.“ Denis Schenk *6

Obwohl der Roman über 90 Jahre alt ist, so hat er an Aktualität doch nicht verloren. Der Protagonist Fabian schafft es nicht, den inneren Konflikt zwischen seinen individuellen Wünschen und den äußeren gesellschaftlichen Bedingungen und Erwartungen zu lösen. Die Gesellschaft gibt, ganz gleich ob in den 1920`er Jahren oder heute Normen, Bedingungen und Werte vor. Einen Rahmen, in dem sich jeder individuell bewegen darf. Doch sobald ein einzelner oder eine Gruppe diesen Rahmen verlässt, löst sie in der Gesellschaft eine Kontroverse aus. Als bestes Beispiel der jüngeren Geschichte möchte ich hier nur mal an die „Querdenker“ während der Corona- Pandemie erinnern. Aber auch die Generation „Fridays for Future“ wird medial attackiert. Sobald also ein einzelner oder eine Gruppe von Menschen scheinbar nicht mehr den moralischen Werten einer Gesellschaft angehört, werden sie diskriminiert, verbal attackiert und beleidigt. Sie werden als „Spinner“ abgetan. Dabei sind Querdenker Menschen, die einen anderen Denkansatz verfolgen, der von klassischen, konventionellen Wegen abweicht.

Mich hat das Buch zum Nachdenken über meine eigene Werte, Bedürfnisse und Wünsche angeregt. Schon während des Lesens habe ich mich damit auseinandergesetzt, wo will ich hin? Was sind meine Werte? Was meine Ziele? Wünsche? Bedürfnisse? Was sind die Werte der heutigen Gesellschaft und wie kann ich sie mit meinen vereinen?

Kennst du deine Werte, Wünsche, Ziele und Bedürfnisse? Sind sie vereinbar mit den gesellschaftlichen Normen? Schreibe mir gerne einen Kommentar 🙂

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Quellen:

* Kästner, E.; Fabian- Die Geschichte eines Moralisten, 10. Auflage, Atrium Verlag AG, Zürich, 2017, S.6

*3 Kästner, E.; Fabian- Die Geschichte eines Moralisten, 10. Auflage, Atrium Verlag AG, Zürich, 2017, S.59

*4 Kästner, E.; Fabian- Die Geschichte eines Moralisten, 10. Auflage, Atrium Verlag AG, Zürich, 2017, S.58

*5 Kästner, E.; Fabian- Die Geschichte eines Moralisten, 10. Auflage, Atrium Verlag AG, Zürich, 2017, S.57

*6 Kästner, E.; Fabian- Die Geschichte eines Moralisten, 10. Auflage, Atrium Verlag AG, Zürich, 2017, Bucheinband- Rückseite

Zitate zum Nachdenken, studyflix

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